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OptMetGlas

Laser-Strahlschmelzen metallischer Gläser – Optimierung von Werkstoff und Herstellungsverfahren

IGF-Projekt: 19927 N  (2018 - 2020)

 

DIE HERAUSFORDERUNG

Aufgrund ihrer Amorphität besitzen metallische Gläser einzigartige mechanische Eigenschaften. Je nach Zusammensetzung können sie dadurch elastisch sein bei gleichzeitig hoher Härte und Festigkeit. Sie sind daher als Konstruktionswerkstoff höchst interessant. Die Bauteildimensionen sind jedoch bei der Verarbeitung durch konventionelle gusstechnische Fertigungsverfahren auf wenige Zentimeter begrenzt.

Ein neues alternatives Herstellungsverfahren ist die additive Fertigung (AF) metallischer Gläser. Untersuchungen zur Qualifizierung von Prozessparametern und Charakterisierung thermo-physikalischer sowie mechanisch-technologischer Eigenschaften solch additiv gefertigter Gläser erfordern einen hohen zeitlichen Versuchsaufwand und werden für die industrielle Erschließung benötigt. Gerade KMUs, welche über die Anlagentechnik für die additive Fertigung verfügen, haben in der Regel nicht die Möglichkeit, diese Maschinen für Versuchsreihen aus dem Fertigungsbetrieb zu entnehmen.

 

DIE INNOVATIONSIDEE

Additive Laser-Strahlschmelzverfahren verfügen über das Potenzial, größere und komplexere Bauteile aus metallischem Glas herzustellen. Ziel des Vorhabens OptMetGlas war die Entwicklung geeigneter Prozessführungen zur additiven Verarbeitung metallischer Gläser im Laser-Strahlschmelzprozess. Durch prozess- und legierungsseitige Optimierungen des Werkstoffes sollten die herausragenden Materialeigenschaften der additiv-gefertigten metallischen Gläser für die breite industrielle Anwendung erschlossen werden.

 

DIE ERGEBNISSE

Am Beispiel der Zr-basierten Legierung AMZ4 konnte gezeigt werden, dass die herstellbare Größe (im Gussverfahren ca. 12 mm Durchmesser) durch die Verwendung der additiven Fertigungstechnik nahezu beliebig gesteigert werden kann. Innerhalb der Untersuchungen wurden neue Strategien erarbeitet um defektarme Probekörper und endkonturnahe Demonstratorbauteile mit einer geringen Porosität (< 0,5 %) und amorpher Mikrostruktur herzustellen. Darüber hinaus wurden materialseitige Einflüsse auf die Defektausprägung und die resultierenden mechanisch-technologischen Eigenschaften ermittelt. Die hergestellten Probekörper zeigen eine hohe Festigkeit, gepaart mit einer hohen elastischen Dehngrenze oberhalb von 2 %, woraus Potenziale für Applikationen in hochbelastete nachgiebige Systeme und aufgrund der geometrischen Freiheitsgrade im Leichtbau entstehen.

Nachbehandelte Flächen ohne Pulveranhaftungen weisen eine gute Eignung für medizintechnische Anwendungen hinsichtlich ihrer Korrosionsbeständigkeit auf. Anders als die gegossenen AMZ4-Probekörper, zeigen additiv gefertigte metallische Gläser keine plastische Verformung, was auf die gesteigerte Sauerstoffkontamination innerhalb der Prozesskette zurückzuführen ist. Die Sauerstoffkontamination hat entscheidenden Einfluss auf die mechanischen Eigenschaften und ungewollte Kristallisationserscheinungen, eine Minimierung des Sauerstoffgehaltes im Pulver und in der Prozessumgebung ist daher anzustreben. Im Gegensatz zu kristallinen Materialien weisen metallische Gläser keine ausgeprägte Anisotropie nach dem Prozess auf. Anhand der entwickelten Prozessparameter können amorphe Bauteile aus AMZ4 im Laser-Strahlschmelzverfahren hergestellt oder Prozessführungen für andere Anlagensysteme abgeleitet werden.

 

KMU-NUTZEN

Die gewonnenen Ergebnisse ermöglichen die Verarbeitung metallischer Gläser auf Zr-Basis insbesondere der Legierung AMZ4 mit Hilfe von Laser-Strahlschmelzanlagen. Auf Basis der entwickelten Parameterfenster, können die Prozessstrategien auch mit verhältnismäßig geringem Versuchsaufwand auf andere Anlagensysteme übertragen werden und verkürzen damit Prozessentwicklungszeiten und die finanzielle Einstiegshürde für AF-Dienstleister. Außerdem werden massive Bauteile aus metallischen Gläsern in Größen herstellbar sein, die schmelzmetallurgisch bisher nicht realisiert werden konnten.

Die Werkstoffe sind somit sehr speziell, sodass sie auf dem Markt nicht durch große Unternehmen oder Konzerne angeboten werden können. Daraus ergibt sich eine hohe wirtschaftliche Relevanz speziell für KMUs, die den Markt der additiven Lohnfertigung dominieren. Neue Anwendungen der metallischen Gläser können entstehen, die vermutlich die Gründung einer Reihe von Start-Up-Unternehmen nach sich ziehen werden.

 

Laufzeit: 01.01.2018 - 31.03.2020

Beteiligte Forschungseinrichtungen

  • Universität Duisburg-Essen, Institut für Produkt Engineering, Lehrstuhl Fertigungstechnik
  • Universität des Saarlandes, Lehrstuhl f. Metallische Werkstoffe

Eingebundene Unternehmen
(Projektbegleitender Ausschuss, "PA")

  • 3D MicroPrint GmbH KMU
  • Add. Manufact. & Research UG KMU
  • Additive Works GmbH KMU
  • Citim GmbH
  • Electro Optical Systems
  • Günter-Köhler-Inst. ifw
  • Heraeus Deutschl. GmbH & Co. KG
  • LaserTeck GmbH KMU
  • Linde AG
  • MBFZ-toolcraft GmbH KMU
  • Meyer Brillenmanufaktur GmbH KMU
  • MK Metallfolien GmbH KMU
  • Olympus Surgical Techn. Europe
  • SPECTARIS, Dt. Industrieverband

Von diesen beteiligten sich die Unternehmen 3D MicroPrint GmbH, Add. Manufact. & Research UG, Heraeus Deutschl. GmbH & Co. KG, Linde AG, MBFZ-toolcraft GmbH, Meyer Brillenmanufaktur GmbH, MK Metallfolien GmbH und Olympus Surgical Techn. Europe an der Deckung der auf freiwilliger Basis durch die Wirtschaft zu tragenden Administrationskosten. Die F.O.M. bedankt sich im Namen der begleitenden Branchen.

BMWK-Förderung

  • Das IGF-Vorhaben Nr. 19927 N der Forschungsvereinigung Feinmechanik, Optik und Medizintechnik wurde im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.
  • Fördersumme: 346.660 EUR

Vorhabensbeschreibung

Wissenschaftliche Publikationen

  • Tillmann, W., Fehr, A., Wegner, J., Stangier, D., Kleszczynski, S., Witt, G., LPBF-M manufactured Zr-based bulk metallic glasses coated with magnetron sputtered ZrN films. Surface and Coatings Technology 2020, 386: 125463. DOI:  10.1016/j.surfcoat.2020.125463
  • Wegner, J., Frey, M., Kleszczynski, S., Busch, R., Witt, G., Influence of process gas during powder bed fusion with laser beam of Zr-based bulk metallic glasses. Procedia CIRP, 2020, 94: 205–210. DOI: 10.1016/j.procir.2020.09.039
  • Wegner, J., Frey, M., Stiglmair, P., Kleszczynski, S., Witt, G., Busch, R., Mechanical Properties of Honeycomb structured Zr-based bulk metallic glass specimens fabricated by laser powder bed fusion. South African Journal of Industrial engineering 2019, 30(3): 32–40. DOI: 10.7166/30-3-2265
  • „Additive Fertigung – 3-D-Druckverfahren sind Realität in der industriellen Fertigung“ VDI Statusreport 2019

Akademische Abschlussarbeiten

  • Wang, W. (2020): "Einflüsse auf die Defektausprägung in überhängenden Geometrien  Zr-basierter metallischer Gläser im LPBF-Verfahren" (Masterarbeit)
  • Zeymer, J. (2020): "Laser-Strahlschmelzen auxetischer Strukturen aus Zr-basiertem metallischen Glas" (Masterarbeit)
  • Henkemeier, T. (2020): "Verschleißverhalten additiv gefertigter Zr-basierter metallischer Gläser" (Bachelorarbeit)
  • Materna, L. (2020): "Konzeptionierung und Inbetriebnahme einer modularen Bauraumverkleinerung für den Laser-Strahlschmelzprozess" (Bachelorarbeit)
  • Pieper, L. (2019): "Additive Fertigung anwendungsnaher Demonstratorgeometrien aus AMZ4 im Laser-Strahlschmelzverfahren" (Masterarbeit)
  • Bäcker, J. (2019): "Einfluss der Belichtungsstrategien zur Herstellung kritischer Geometrieelemente bei der Verarbeitung metallischer Gläser mittels Laser-Strahlschmelzen" (Masterarbeit)
  • Vrbanic, D. (2019): "Parameterstudie zur Verarbeitung metallischer Gläser auf Zirkonium-Basis im Laser-Strahlschmelzprozess" (Bachelorarbeit)

Abschließende Ergebnisse

Weitere Informationen für eingebundene PA-Unternehmen

  • Präsentationen und Protokolle der PA-Sitzungen:
    -  30.03.2020 (Webkonferenz)
    -  20.11.2019 (Messe FormNext, Frankfurt)
    -  27.06.2019 (Messe RapidTech, Erfurt)
    -  15.11.2018 (Messe FormNext, Frankfurt)
    -  06.06.2018 (Messe RapidTech, Erfurt)
  • Zwischenbericht:
    -  Zwischenbericht für 2019
    -  Zwischenbericht für 2018
  • Posterpräsentation:
    -  Poster F.O.M.-Konferenz 2019
    -  Poster F.O.M.-Konferenz 2018
  • Detaillierter Abschlussbericht