IGF-'Programmentzug' bei der Arbeitgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF), verspätete Projektträger-Ausschreibung für das Förderprogramm Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF), zunehmende Verschärfung des Wettbewerbs unter IGF-Forschungsvereinigungen, die eigentlich unsere mittelständische Industrie bei deren globalem Wettbewerb um Innovationen und Marktanteile unterstützen sollen, andauernde Konzeptionsphase bei der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI), Überschätzung des mittelständischen Bedarfs für steuerliche Forschungszulage ... Sind dies Anzeichen für einen Orientierungsverlust bei der deutschen Forschungsförderung?
Ärgern Sie sich auch, wenn in Ihrem Lieblingssupermarkt wieder einmal alle Produkte umsortiert wurden? Das kostet einfach Zeit, die man nun zusätzlich benötigt, um alles Benötigte wiederzufinden. Genauso kostet es Zeit, die man zur Erreichung einer technologischen Souveränität hätte gut einsetzen können, wenn sich ein neuer Projektträger das eigentlich einwandfrei gelaufene Förderprogramm erschließen muss, zahlreiche Formulare ausgetauscht werden müssen, ein neuer Projektträger seine Arbeit aufgrund zu später Ausschreibung nicht nahtlos an die des bisherigen Programm-Verwaltungshelfers anschließen kann, zehnfach geprüfte und als exzellent bewertete Anträge aufgrund sinkender Förderbudgets nicht den zeitnahen Projektstart ermöglichen (oder gar nicht zur Förderung führen) oder semidurchkonzipierte Rahmenprogramme branchenferne Innovationsforschung durchführen lassen.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat ihrem langjährigen Verwaltungshelfer für die IGF, der AiF e. V., den "IGF-Vertrag" zum 31.12.2023 gekündigt. Die AiF ist seit fast 70 Jahren mit der Verwaltungshilfe für die IGF betraut. Der programmverwaltungstechnische Kompetenzverlust, den der 'Projektträgerwechsel' mit sich bringt, ist kaum zu ermessen.
Neben der verwaltungstechnischen Abwicklung des IGF-Programms baute die AiF e. V. über die letzten Jahrzehnte ein elaboriertes antragsqualitätssicherndes, projektlaufzeitbegleitendes und pflichtenerfüllungsprüfendes IGF-System auf. Sie bildete zudem ein Dach über meist um 100 branchennahe Forschungsvereinigungen. Während die Verwaltung des Förderprogramms die Kernaufgabe des Vereins darstellte, übernahm die AiF die Rolle eines Bündelers der Vielstimmigkeit und Verstärkers des gemeinsamen Nenners aus den verschiedenen Wirtschaftszweigen der deutschen Industrie auf der einen Seite und eines Verteilers von Informationen und neuen Vorgaben des Bundeswirtschaftsministeriums auf der anderen Seite.
Da die Wahrnehmunng der Kernaufgabe der AiF e. V. nun entzogen wurde, ist eine Neufestlegung der Vereinsaufgaben erforderlich, die ab 01.01.2024 der Erfüllung des Vereinszwecks dienen sollen. Dieser Prozess ist in keiner Weise abgeschlossen, so dass hier nur Umrisse der zur Zeit diskuktierten vier neuen Kernaufgaben wiedergegeben werden können und sollen:
Über die Aufgabenfestlegung hinaus, wird eine Reintegration einer der beiden hundertprozentigen AiF-Töchter, der AiF FTK GmbH, in die AiF e. V. diskutiert.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist unklar, wieviele der derzeit 101 Forschungsvereinigungen über den nächsten Jahreswechsel hinaus in der AiF verbleiben, da die bisherige Bindung der IGF-Antragsberechtigung an eine AiF-Mitgliedschaft zu diesem Zeitpunkt wegfällt.
Der Strategieprozess wird in den nächsten Wochen und Monaten intensiv und kontinuierlich weitergeführt werden. Die nächsten Zwischenergebnisse werden bis spätestens Mitte Juli erwartet.