header-image
22.06.2023

Innovationstag Mittelstand des BMWK: Trotz stetig sinkender IGF-Fördermittel ein Besuchermagnet

Demonstratorschau mit starker Vertretung der F.O.M.

Innovationstag Mittelstand des BMWK: Trotz stetig sinkender IGF-Fördermittel ein Besuchermagnet

Unter dem Motto "Wandel durch Innovation" fand am 15. Juni 2023 der "Innovationstag Mittelstand" des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) auf dem offenen Gelände der AiF Projekt GmbH in Berlin-Pankow statt. Rund 300 Aussteller machten die Veranstaltung zu einer eindrucksvollen Galerie von Demonstratoren und Prototypen besonders erfolgreicher BMWK-geförderter Projekte.

Diese waren die Ergebnisse von über 140 ausgewählen zwei- bis dreijährigen Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, die meist durch eines der folgenden BMWK-Förderprogramme unterstützt wurden: "Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand" (ZIM; 92 Projekte), "Industrielle Gemeinschaftsforschung" (IGF; 24 Projekte), "Innovationskompetenz" (INNO-KOM; 12 Projekte), "Innovationsprogramm für Geschäftsmodelle und Pionierlösungen" (IGP; vier Projekte), "Collective Reseach Networkung"(CORNET; drei Projekte) und "Mittelstand Digital" (drei Projekte). Vier der 24 ausgestellten IGF-Demonstratoren durfte die F.O.M. auf Einladung präsentieren. Dies zeigt zugleich die große Bedeutung der F.O.M.-begleiteten Branchen Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik für die deutsche Innovationslandschaft sowie die hohe Qualität der sorgfältig vorbereiteten IGF-Projekte exzellenter Forschungspartner.

Die Innovationsschau wurde stets auch von der Politik, Bundestagsabgeordnete wie BMWK-Funktionsträger, genutzt, um sich über aktuelle Technologietrends und neueste Möglichkeiten und Machbarkeiten zu informieren, aber auch, um den anwesenden innovationsaktiven Akteuren stellvertretend zu danken. So würdigte Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck in seiner Grußrede die innovativen Schöpfungen des deutschen Mittelstandes mit den Worten: "Die heute präsentierten Neuheiten zeigen eindrücklich die Vielfalt mittelständischer Ideen, die mit Engagement zu handfesten Erfolgen werden und den Wandel durch Innovation greifbar machen. … Auf diese Schaffenskraft setzen wir!"

Das weltweit beachtete IGF-Projekt "XFloater" der F.O.M. zu einer innovativen Therapie von Glaskörpertrübungen schaffte es auch auf die Liste der zu besuchenden Projekte des Parlamentarischen Staatssekretärs Michael Kellner. Herr Jaryi Lippek und Dr. Tammo Ripken vom Laser Zentrum Hannover e. V. begeisterten die Besucher ihres Standes mit einem Modell zur Veranschaulichung eines nicht-invasiven, Ultrakkurzpulslaser-basierten Verfahrens zur Dissoziation der verursachenden koagulierten Eiweißstrukturen mit synchroner Bildgebung durch optische Kohärenztomographie (OCT). Die zerteilten Eiweißstrukturen können schließlich wieder vom Körper assimiliert werden. Die Ergebnisse der von der F.O.M. und dem mit ihr kooperierenden Industrieverband SPECTARIS kofinanzierten Begleitstudie zur Phänomenologie der Glaskörpertrübungen interessierte die Besucher des Demonstratorstandes ebensosehr, da sie das IGF-Projekt durch Einbindung in neues Wissen rund um die Erkrankung komplementiert.

Herr Andreas Krames von der Hochschule Furtwangen stellte zusammen mit dem im projektbegleitenden Industrieausschuss vertretenden Unternehmen Surflay Nanotex GmbH die erarbeitete Möglichkeit zur Nachverfolgung und Messung von Analyten und Antikörpern in Echtzeit vor (IGF-Projekt "InfektResonator"). Vom Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT, Aachen, präsentierte Herr Emrah Uluz die Ergebnisse der Erprobung laserbasierter Verfahren zur Qualitätssteigerung und Fehlerkorrektur in der Optikfertigung von komplex geometrischen und individualisierbaren Komponenten (IGF-Projekte "HyoptO" und "Laser Beam Figuring").


Die aus erstklassiger Arbeit resultierende Wertschätzung der F.O.M.-Projekte auf dem Innovationstag Mittelstand des BMWK kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das IGF-Förderprogramm selbst nicht in allerbester Verfassung befindet. Das über Jahre gesunkene IGF-Förderbudget zum einen und das Versäumnis, mit der seit Jahresbeginn gültigen Folgerichtlinie die größte Schwäche des Förderprogramms zu eliminieren, zum anderen zeigen ihre Spuren:

Ad 1): Das einstige Breitenförderinstrument für die Innovationskraft des deutschen Mittelstands ist zur Exzellenzfördermaßnahme einkondensiert. Über 92 % der maximal möglichen Gutachter-Bewertungspunkte für IGF-Anträge sind heute notwendig, um ein Forschungsvorhaben in die Förderung zu bekommen. Das heißt, dass inzwischen für zahlreiche potenziell wertvolle Innovationsideen keine Studien der industriellen Machbarkeit mehr gefördert werden, trotz erstklassiger Förderanträge.

Ad 2): Die enormen administrativen Aufwände der projektbetreibenden Forschungsvereinigungen werden über die IGF-Förderrichtlinie zwar nach wie vor gefordert, aber deren Förderung durch eine Anrechenbarkeit der Overhead-Kosten hat der Zuwendungsgeber immer noch nicht in die Richtlinie integriert. Das Resultat: Die gemeinnützigen Forschungsvereinigungen bleiben auf den Administrationskosten des verwaltungsintensiven Förderprogramms sitzen, weil freiwillige Beiträge der Industrieunternehmen in den gegenwärtigen, wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten nicht mehr in ausreichendem Maße fließen, um die Kosten zu decken.

Was bleibt, ist eine große Ungewissheit, ob morgen noch alle Industriebranchen durch die sie begleitenden Forschungsvereinigungen vertreten sein werden, und wenn nicht, wer dann die branchenspezifischen Forschungsbedarfe bündelt und wie der wegfallende vorwettbewerbliche Technologietransfer ersetzt werden soll.